Was ist eigentlich die "motherhood penalty"?

Der Begriff "motherhood penalty" oder "Mutterschaftsstrafe" bezeichnet die Einkommenseinschnitte, die Frauen nach der Familiengründung in Kauf nehmen müssen, während Väter keinerlei Einbußen zu verzeichnen haben.

 

Bevor sie Eltern werden, entwickelt sich der Verdienst von Männern und Frauen ähnlich. Nachdem jedoch ein Kind dazu kommt, erleben Frauen (statistisch betrachtet) einen starken, unmittelbaren und anhaltenden Verdienstrückgang, während Männer davon im Wesentlichen nicht betroffen sind. Selbst zehn Jahre nach der Familiengründung haben sich die Mütter von diesen finanziellen Tiefschlägen nicht erholt (Kleven et al. 2019).

 

Trotz großer Fortschritte in Sachen Gleichstellung im Laufe der Zeit bestehen diese geschlechtsspezifische Ungleichheiten in allen Ländern fort, wie die Forschungsergebnisse von z. B. Kleven et al. (2019) zeigen. Allerdings gibt es auch große Unterschiede zwischen den betrachteten Ländern. Spitzenreiter ist die Schweiz mit 68% Einbußen, gefolgt von Deutschland mit 61% und Österreich mit 51% (Dänemark 21%, Schweden 26%, USA 31%, UK 44%, siehe Grafik unten). 

 

Woran liegt das? An den politischen Bedingungen? An der allgemeinen Höhe des Erwerbseinkommens?

Was die kurzfristigen Konsequenzen angeht: Ja, durchaus. Kleven et al. zeigen in ihrer Analyse, dass gute Politik die Mutterschaftsstrafe kurzfristig abmildern kann.

Aber langfristig ist es ein anderer Faktor, auf den es ankommt: Rollenklischees und Geschlechternormen.
Die Korrelation zwischen der Höhe der penalty und der Zustimmung zu der Aussage "Mütter sollten mit den Kindern zuhause bleiben" dominiert alle weiteren Erklärungsansätze. Die Länder, in denen es höhere penalties gibt, zeichnen sich durch deutlich konservativere Ansichten aus (siehe Abbildung 4). 

Eine Korrelation ist zwar keine Kausalität, doch ist die Relevanz der Normen und damit des gesellschaftlichen Klimas, in dem Elternschaft gelebt wird, kaum von der Hand zu weisen. 

 

Quelle: Kleven et al. (2019): Child Penalties Across Countries: Evidence and Explanations, S. 6.
Quelle: Kleven et al. (2019): Child Penalties Across Countries: Evidence and Explanations, S. 6.